Nervosität, ungewollte Gewichtsabnahme trotz Heißhunger, Müdigkeit, unerklärliche Gewichtszunahme: All diese Symptome können Folgen einer Schilddrüsenerkrankung sein. Doch wie können sich die einzelnen Symptome derart voneinander unterscheiden? Die Erklärung ist einfach: Die Symptome unterscheiden sich je nachdem, ob eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse vorliegt. Hier erfährst Du alles zur Funktion der Schilddrüse und zu ihrer Bedeutung für den Körper.
Was genau ist die Schilddrüse und welche Funktion hat sie für den Körper?
Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ. Sie befindet sich an der Vorderseite des Halses und wiegt bei Erwachsenen zwischen 18 und 25 g. Die Schilddrüse ist dafür zuständig, aus Jod und anderen Substanzen Schilddrüsenhormone zu bilden, die an vielen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt sind. Die beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone sind Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Die Schilddrüsenhormone regulieren den Fett-, Kohlehydrat- und Eiweißstoffwechsel, regeln den Blutdruck und haben zudem einen beträchtlichen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden. Man geht davon aus, dass in Deutschland ungefähr ein Prozent der Bevölkerung an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet. Weltweit sind um die 200 Millionen Menschen betroffen. Die Schilddrüsenüberfunktion kommt in der deutschen Gesamtbevölkerung hingegen bei weniger als ein Prozent vor.
Wie äußert sich eine Schilddrüsenunterfunktion?
Als Unterfunktion der Schilddrüse wird eine mangelhafte Produktion der Schilddrüsenhormone bezeichnet. Eine Unterfunktion der Schilddrüse sollte durch einen Arzt diagnostiziert werden. Doch in den meisten Fällen kommt es vor, dass Betroffene selbst auf ihre Leiden aufmerksam werden. Schließlich bringt eine Schilddrüsenunterfunktion eine ganze Reihe unangenehmer Symptome mit sich, die man nicht so ohne Weiteres ignorieren kann. Müdigkeit, Leistungsschwäche und Konzentrationsmangel gehören zu den am häufigsten auftretenden Symptomen. Betroffene frieren häufig und sind zerstreut. Doch auch äußerlich macht sich die Erkrankung bemerkbar: Das Gesicht schwillt an, die Haut ist trocken, das Haar struppig.
Angeborene und erworbene Schilddrüsenunterfunktion
Manche Menschen werden ohne eine Schilddrüse oder mit einem fehlerhaften Organ geboren. In solchen Fällen liegt eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion vor. Eine erworbene Schilddrüsenunterfunktion tritt jedoch meist infolge einer Entzündung der Schilddrüse oder einer Immunerkrankung auf. In diesem Zusammenhang erwähnenswert ist die Hashimoto-Thyreoiditis, bei der der Körper eigene Antikörper entwickelt, die das Gewebe der Schilddrüse angreifen und es zerstören. Es liegt bisher keine Ursache für die Bildung der Antikörper vor. Gelegentlich kommt es vor, dass sich eine Schilddrüsenunterfunktion als Reaktion auf eine Behandlung der Schilddrüsenüberfunktion einstellt. Ist der Hormonhaushalt erst einmal nachhaltig gestört, kommt er nicht wieder ins Gleichgewicht.
Wie behandelt man eine Schilddrüsenunterfunktion?
Eine Schilddrüsenunterfunktion wird durch die Einnahme von Hormontabletten ausgeglichen – und zwar ein Leben lang. Die Dosis passt der Arzt an die Ptient:innen an. Bei einer richtigen Dosis sind weder Lebensqualität noch Lebenserwartung eingeschränkt. Patient:innen wird das Hormon Levothyroxin verschrieben. Dieses künstliche Hormon wirkt im Körper genau wie das natürliche Hormon T4. In der Regel beginnt die Behandlung mit einer niedrigen Dosis, die sich im Laufe der Zeit an die individuellen Bedürfnisse des Patienten anpasst. Wer Levothyroxin einnimmt, sollte seine Blutwerte einmal pro Jahr untersuchen lassen. Levothyroxin sollte nicht mit Kaffee eingenommen werden, da das Getränk die Aufnahme des Medikaments verzögert.
Was passiert bei einer Schilddrüsenüberfunktion?
Die Schilddrüsenüberfunktion tritt weniger häufig als die Schilddrüsenunterfunktion auf. In diesem Fall produziert die Schilddrüse allzu große Mengen an T4 und T3. Als Folge der Erkrankung treten Symptome wie Nervosität, Gewichtsverlust, Herzrasen und Stimmungsschwankungen ein. Oft entsteht eine Schilddrüsenüberfunktion durch die Fehlsteuerung des Immunsystems. Diese Fehlsteuerung wird als Basedowsche Krankheit oder Morbus Basedow bezeichnet. Ein typisches Merkmal sind hervortretende Augen. Doch die Überfunktion der Schilddrüse kann auch andere Ursache haben: So kann beispielsweise eine Autonomie der Schilddrüse vorliegen, bei der unkontrolliert T3 und T4 gebildet werden.
Wie behandelt man eine Schilddrüsenüberfunktion?
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion verschreibt der Arzt typischerweise sogenannte Thyreostatika. Bei diesen Medikamenten handelt es sich um Mittel, die die Funktion der Schilddrüse blockieren. Somit geraten weniger Schilddrüsenhormone in die Blutbahn. Heutzutage verabreicht man am häufigsten Medikamente aus der Klasse der Thionamide. Diese sorgen dafür, dass sich die überschüssigen Hormone gar nicht erst bilden können. Ist die Schilddrüsenüberfunktion durch Morbus Basedow bedingt, müssen Patient:innen die Hormonblocker ungefähr ein Jahr lang einnehmen. Dann hat sich der Hormonhaushalt in der Regel wieder eingependelt, und das Präparat kann abgesetzt werden.
Mit dem Konsum welcher Lebensmittel kann man einer Schilddrüsenunterfunktion entgegensteuern?
Um überhaupt Schilddrüsenhormone bilden zu können, benötigt die Schilddrüse das Spurenelement Jod. Für Erwachsene liegt der Tagesbedarf bei 150 bis 200 Mikrogramm. Bei einer Unterversorgung mit Jod kann sich ein Kropf bilden. Gerade in Ländern wie Deutschland, das zu den weltweit jodärmsten Regionen zählt, ist es wichtig auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten. Laut Experten leiden 30 bis 50 Prozent der Bevölkerung an einem Jodmangel. Zum Glück lässt sich ein Jodmangel problemlos durch die Nahrung ausgleichen: Achte darauf, stets jodiertes Speisesalz zu verwenden. Zu den Lebensmitteln, die besonders viel Jod enthalten, zählen Fisch, Fleisch, Getreide, Eier sowie bestimmte Gemüsesorten wie Spinat, Radieschen, Kartoffeln und Gurken.
Bei der Einnahme von Hormontabletten im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion musst du auf deine Ernährung achten, da es schnell zu Unverträglichkeiten kommen kann. Dies ist, wie bereits erwähnt, bei Kaffee der Fall. Doch auch kalziumreiche Lebensmittel können die Aufnahme von Levothyroxin blockieren. Deshalb solltest du die Hormontabletten niemals zusammen mit Milch und Milchprodukten einnehmen.
Welche Rolle spielt die Ernährung bei einer Schilddrüsenüberfunktion?
Da der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft, verlieren viele Betroffenen ungewollt an Gewicht. Daher sollte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden. Wichtig dabei ist nicht zu vergessen, die Kalorienmenge wieder zu verringern, sobald sich der Hormonhaushalt ausgeglichen hat. Betroffene sollten auf Alkohol, Kaffee und koffeinhaltige Getränke verzichten, da diese den Stoffwechsel ankurbeln. Im Großen und Ganzen sollten Betroffene darauf achten, nicht allzu viel Jod zu sich zu nehmen.
Gibt es natürliche Methoden, um die Schilddrüse zu heilen?
Bei einer leichten Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse kann ein natürlicher Ansatz hilfreich sein. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann die sogenannte Gemmotherapie weiterhelfen, bei der Pflanzenextrakte direkt unter die Zunge gesprüht werden. Im Falle einer Schilddrüsenüberfunktion können zwei Heilkräuter Abhilfe schaffen. Wolfstrappkraut hat eine ähnliche Wirkung wie die chemisch hergestellten Thionamide und hemmt überschüssige Schilddrüsenhormone. Herzgespannkraut ist seit dem Mittelalter bekannt. Es wurde gegen Herzbeschwerden eingesetzt. Bei Patient:innen, die an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden, kann Herzgespannkraut nervöse Beschwerden, Herzrasen und Schweißausbrüche mildern. Auf jeden Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, wenn ein Verdacht auf eine Erkrankung der Schilddrüse vorliegt.