Die meisten Menschen machen lieber einen großen Bogen um die Brennnessel. Bei Kontakt setzen ihre unzähligen Brennhärchen nämlich Inhaltsstoffe frei, die schmerzhafte Pusteln auf der Haut hinterlassen. Doch Brennnesseln verfügen nicht nur über starke Abwehrmechanismen: In ihrem Inneren schlummern wertvolle Inhaltsstoffe, die gegen verschiedene körperliche Beschwerden hilfreich sein können.
Brennnessel: Allgemeine Informationen über das verkannte Wunderkraut
Brennnesseln gehören zur Familie der Brennnesselgewächse und blühen zwischen Juli und September. Sie sind ein echter Kosmopolit und somit fast überall auf der Welt zu finden. In Deutschland gehören die Große Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens) zu den am häufigsten vorkommenden Arten.
Beide wachsen in heimischen Gärten, an Straßenrändern, Feldwegen und Seen. Brennnesseln gehören zu den Zeigerpflanzen, das heißt, sie sind ein Indikator für stickstoffreiche Böden. Viele unserer heimischen Schmetterlinge wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Admiral benötigen Brennnesseln zum Überleben. Schon aus dem Grund sollten wir der Pflanze einen Platz im Garten reservieren.
Außerdem ist die Brennnessel ein wahres Multitalent. Sie dient den Menschen seit der Antike als Heilpflanze und gehört somit zu den ältesten Heilkräutern. Die alten Ägypter verwendeten Brennnesseln, um Arthritis und Rückenschmerzen zu behandeln. Auch die Griechen nutzten das Kraut in der Medizin.
Wissenschaftler der Universität Kopenhagen fanden zudem heraus, dass man die Stängel der Brennnessel vor Jahrhunderten zur Fasergewinnung einsetzte. Somit ließ sich das Heilkraut schon damals vielfältig verwenden.
Die gesunden Inhaltsstoffe der Brennnessel
Die Brennnessel besitzt ein breites Spektrum an wichtigen Vitaminen und Nährstoffen. Medizinische Verwendung finden die Blätter, Stängel und Wurzeln der Pflanze.
Blätter und Stängel weisen einen hohen Anteil an Flavonoiden – wie beispielsweise Rutin – auf. Sie sind für die leicht entwässernde Wirkung des Heilkrauts verantwortlich. Weiterhin enthält die Brennnessel organische Säuren wie Kaffeoyläpfelsäure, ätherische Öle sowie die Vitamine C, B und K. Die Blätter bieten eine Reihe an Mineralstoffen und Spurenelementen wie Kalium, Kalzium, Magnesium, Kieselsäure und Eisen. Magnesium und Kalzium liegen in einem für den Knochenstoffwechsel optimalen Verhältnis vor.
Die Inhaltsstoffe, die die schmerzenden Hautreizungen verursachen, sollen ebenfalls heilende Wirkungen besitzen. An der Oberseite der Brennnesselblätter befinden sich sogenannte Brennhaare. Sie wirken wie feine Nadeln und schützen die Pflanze vor Fraßfeinden. Die Härchen enthalten die Botenstoffe Acetylcholin, Histamin, Serotonin und Natriumformiat. Sie sind an diversen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Einige dieser Stoffe wirken schmerzlindernd, wärmend und durchblutungsfördernd.
In der Wurzel der Brennnessel - die keine Brennhärchen besitzt – finden sich pflanzliche Steroidhormone, Lignane, Lektine und Polysaccharide.
Die meisten Wirkstoffe der Brennnessel liegen in beachtlichen Mengen vor. Das Heilkraut enthält mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und besteht zu circa 30 Prozent aus Proteinen. So können Sportler, Veganer und Vegetarier auf Brennnesseln zurückgreifen, um ihren Eiweißhaushalt aufrecht zu halten. Verglichen mit Kopfsalat enthalten Brennnesseln das Fünfzigfache an Eisen, sodass sie ebenso bei Eisenmangel hilfreich sein können.
Was Brennnesseln für die Gesundheit tun können
Die Brennnessel wurde von der Kommission E als Heilpflanze anerkannt. In der Naturheilkunde trägt sie den Namen „Königin der Heilkräuter“. Kein Wunder, durch die vielfältigen Inhaltsstoffe ist das Kraut eine tolle Unterstützung für die Gesundheit. Es lässt sich gegen Haarausfall einsetzen und wird in der Volksmedizin zur Entgiftung und Entschlackung sowie bei Erschöpfungszuständen empfohlen.
Brennnesseln können die Abwehrkräfte erhöhen und somit das Immunsystem stärken. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass sie entzündungshemmend, schmerzlindernd und harntreibend wirken. Das Heilkraut kann Arthrose, Arthritis und Blasenprobleme lindern und sich positiv auf unsere Darmgesundheit auswirken. Warum? Das erfährst du in den folgenden Abschnitten.
Brennnesseln gegen Blasenprobleme
Die Blätter und Wurzeln der Brennnessel besitzen eine harntreibende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Sie können somit bei bakteriell bedingten Erkrankungen und Entzündungen der Harnwege, Blase und Nieren helfen. Die enthaltenen Flavonoide erhöhen die Harnmenge und fördern auf diese Weise das Ausspülen der Keime.
Weiterhin sind Brennnesseln äußerst kaliumreich – dieser Mineralstoff macht den Urin basisch. Das Heilkraut ist somit – in Kombination mit einer ausreichenden Wasserzufuhr – eine optimale Unterstützung bei Blasenentzündungen und Reizblase. Gleichzeitig ist die Brennnessel zur Vorbeugung von Blasen- und Nierensteinen geeignet. Denn in einem basischen Urin können sich keine steinbildenden Mineralsalze auskristallisieren. Auch bei Prostatavergrößerungen, die das Wasserlassen erschweren, setzt man Brennnesseln gerne ein.
Brennnesseln bei Arthrose und Arthritis
Aufgrund ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften findet die Brennnessel bei der Therapie von Arthrose und Arthritis Anwendung. Diverse Studien bestätigen, dass Arthrosepatient:innen ihre Schmerzen mit der Einnahme von Brennnesselextrakten mildern und ihre Gelenksfunktion verbessern konnten.
Grund hierfür seien die enthaltene Kaffeoyläfelsäure sowie der Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Die Inhaltsstoffe hemmen vorhandene Entzündungsstoffe und reduzieren die Schmerzen. Acetylcholin und Serotonin wirken ebenso schmerzlindernd, da sie die Durchblutung in der Haut sowie in den Gelenken fördern. Durch die erhöhte Durchblutung werden Giftstoffe und Krankheitserreger, die in Entzündungsherden auftreten, besser abgebaut.
Brennnesseln für die Darmgesundheit
Brennnesseln können sich positiv auf unsere Darmgesundheit auswirken. Die Äbtissin Hildegard von Bingen setzte das Heilkraut mitunter als Gemüse ein, da es den Magen reinigt und ihm den Schleim nimmt.
Auch heute noch wird die entzündungshemmende Wirkung der Brennnessel bei Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa geschätzt. Die enthaltenen ätherischen Öle und Gerbstoffe regen den Speichelfluss an und stimulieren die Verdauungsdrüsen. Die Verdauungsorgane produzieren mehr Säfte und Enzyme, die notwendig sind, um den Nahrungsbrei zu zerlegen.
Brennnesseln wirken somit verdauungsfördernd und krampflösend. Sie können den Stuhlgang verbessern und einen natürlichen Schutz des Verdauungskanals gewährleisten.
Tee, Kapseln und Co: So kannst du Brennnesseln nutzen
Brennnesselblätter kommen frisch und getrocknet zum Einsatz. Die Wurzel lässt sich getrocknet und gemahlen verwenden. Ist es dir zu umständlich, die Brennnesseln selbst zu sammeln, kannst du die Produkte im Fachhandel kaufen bzw. im Internet bestellen. Wildsammlungen haben außerdem den Nachteil, dass die nötigen Inhaltsstoffe meist nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Zur innerlichen Anwendung sind Präparate in Form von Tees, Tropfen und Säften erhältlich. Wem der Geschmack der Brennnessel nicht zusagt, kann ebenso Kapseln verwenden. Hochkonzentriert wirken diese – besonders bei Gelenkbeschwerden – besser als Tee. Für die äußerliche Anwendung stehen Kompressen aus leichtem Aufguss und Tinkturen zur Verfügung.
Wichtig ist, Produkte von vertrauenswürdigen Herstellern zu verwenden und auf gute Kundenbewertungen und Zertifikate zu achten.
Brennnessel als Superfood in der Küche
Als Wildgemüse hat die Heilpflanze ebenfalls einiges zu bieten. Sie ist reich an Nähr- und Vitalstoffen, überzeugt durch ihren cremig-milden Geschmack und lässt sich hervorragend zu leckeren Gerichten verarbeiten. Keine Angst: Durch Kochen, Dünsten und Pürieren verlieren die Brennhaare ihre schmerzhafte Wirkung.
Du kannst die oberen Blatttriebe mit Handschuhen sammeln und beispielsweise als Spinat-Ersatz verwenden. Vermische sie mit Milch, Sahne oder Kokosnussmilch, um dem Gericht eine rahmige Note zu verleihen.
Falls du Pasta magst, solltest du es mit Brennnessel-Pesto versuchen. Hierfür benötigst du lediglich Pinienkerne, Öl, Salz, Zitronen und gemörserte Brennnesselblätter. Auch Smoothies und Säfte lassen sich mit Brennnesseln problemlos zubereiten.
Nebenwirkungen der Brennnessel
In seltenen Fällen können bei der Einnahme von Brennnessel-Präparaten leichte Magen-Darm-Beschwerden und allergische Hautreaktionen auftreten. Achte stets auf die Herstellerangaben, um die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten.
Fazit
Lass dich nicht von ihrer brennenden Wirkung abschrecken: Brennnesseln enthalten wichtige Vitamine und Nährstoffe. Sie wirken entzündungshemmend, harntreibend und lassen sich gegen unterschiedliche Beschwerden einsetzen.
Das Kraftpaket kann bei Arthrose und Arthritis unterstützend wirken und die Darmgesundheit positiv beeinflussen. In der traditionellen Medizin hilft die Brennnessel zudem gegen Nieren- und Blasenprobleme.
Neben leckeren Gerichten, in denen die Brennnessel als Nährstoffbombe fungiert, kannst du das Wunderkraut in Form von Tee oder Kapseln einnehmen. Trotz ihrer Brennhaare ist die Brennnessel ein echter Alleskönner und idealer Begleiter, um die Gesundheit sanft zu unterstützen.