Der Brennnessel haftet häufig ein negatives Image an. Die Pflanze gilt als Unkraut, das sich unkontrolliert ausbreitet und juckende Pusteln auf der Haut verursacht. Dabei rücken die Wirkungen der Brennnessel in den Hintergrund. Allerdings gibt es so einige Gründe, wieso wir unsere Beziehung zu dem vielseitigen Heilkraut überdenken sollten. Die Brennnessel gilt als Nährstoffbombe mit zahlreichen Wirkungen, Bakterienhemmer und macht sich darüber hinaus toll in Smoothies, Salaten und Suppen. Wie praktisch, dass die Heilpflanze immer in der Nähe von uns Menschen wächst.
Herkunft und Vorkommen der Heilpflanze
Die Brennnessel gehört mit ihren Wirkungen zu den wichtigsten heimischen Wildkräutern. Die Pflanze verfügt über zahlreiche heilende Nährstoffe, die sich vor allem bei Harn-, Nieren- und Gelenkleiden bewährt haben. Das Kraut ist sehr vielseitig einsetzbar: Du kannst die Blätter sowohl zu Suppen, Smoothies, Tees als auch zu Spinat verarbeiten. Ihren Ursprung hat die Urtica dioica – wie die Brennnessel in der Fachsprache genannt wird – in Mitteleuropa. Da das Heilkraut verschiedenste Bedingungen toleriert, hat sie sich inzwischen jedoch über den halben Planeten verteilt – bis weit nach Nordeuropa, Asien und Nordamerika. Selbst im warmen Südeuropa ist die Heilpflanze gelegentlich anzutreffen.
Die stacheligen Brennnesseln lieben nährstoff- bzw. stickstoffreiche Böden mit ausreichend Feuchtigkeit, weshalb sie in unseren Gefilden auch so weit verbreitet sind. Wenn du das nächste Mal an einem Standort mit vielen Brennnesseln vorbeikommst, weißt du: Der Boden hier ist besonders stickstoffreich. Häufig findest du die Heilpflanze an Waldrändern, Brachflächen oder in der Nähe von Tümpeln, Teichen und Flussrändern. Vielleicht fällt dir auch auf, dass du eine Brennnessel kaum alleine antreffen wirst: Die Pflanze vermehrt sich sehr schnell und bildet regelrechte Brennnesselflure – oft zusammen mit dem Giersch.
Heilende Nährstoffe in der Brennnessel
Häufig wird die Brennnessel als lästiges Unkraut gesehen, welches bei Kontakt juckende Pusteln auf der Haut hinterlässt. Dabei ist sie so viel mehr als das: Die Brennnessel ist eine wahre Nährstoffbombe und ein Bakterienhemmer. Wusstest du, dass Bauern früher eine Handvoll Brennnesselblätter in ihre Milch gegeben haben, um sie länger haltbar zu machen?
Das Superfood aus den heimischen Gefilden enthält sechsmal mehr Vitamin C als Spinat und sogar mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte – der Wahnsinn, oder? Weiter sind Brennnesselblätter reich an Mineralien wie Kalium, Eisen, Magnesium und Kieselsäure. Sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide sind ebenfalls im Heilkraut zu finden. Gemeinsam mit Kalium sorgen Flavonoide für eine entwässernde Wirkung, was bei zahlreichen Beschwerden wie z.B. Harnwegs- und Prostataerkrankung von Vorteil ist.
Wenn du jetzt denkst, dass die grünen Blätter niemals satt machen können, dann täuscht du dich: Erstaunlicherweise enthalten Brennnessel auch viel Eiweiß, wodurch es sich lohnt, sie auch in der Küche einzusetzen. 100 g frische Brennnesselblätter weisen einen Eiweißgehalt von 8 g auf – ähnlich wie dieselbe Menge frische Hülsenfrüchte. Weitere Inhaltsstoffe, die in der Heilpflanze vorkommen, sind Kaffeoyläpfelsäure, ätherische Öle und Steroide. In den Brennhaaren befinden sich außerdem Histamin, Serotonin, Acetylcholin und Scopoletin.
Wie helfen die Wirkungen der Brennnessel?
In der traditionellen Naturheilkunde kommen Brennnessel bereits seit Jahrhunderten bei verschiedenen Beschwerden zum Einsatz. Die Heilpflanze wird traditionell bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung, Harnwegserkrankung, Prostataerkrankung, Arthritis, erhöhter Infektanfälligkeit und Bluthochdruck angewendet. In den vergangenen Jahren hat sich auch die Wissenschaft intensiv mit der Heilpflanze auseinandergesetzt und ist zu dem Schluss gekommen: Die Einnahme von Brennnessel kann Prostatabeschwerden und Blasenprobleme lindern. Zudem soll die Heilpflanze entzündliche Darmerkrankungen positiv beeinflussen können.
Wirkungen der Brennnessel bei Harnwegsproblemen
Wogegen Brennnessel konkret Wirkungen zeigt, hängt davon ab, welche Pflanzenteile du verwendest. Willst du die Heilpflanze zur Linderung von Blasenproblemen einsetzen, dann musst du auf Brennnesselblätter zurückgreifen. In den grünen Blättern befinden sich jede Menge sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, die leicht harntreibend wirken. Zudem sorgt der hohe Kaliumgehalt der Heilpflanze für einen basischen, verdünnten Urin. Gerade bei einer Harnwegserkrankung ist es wichtig, dass Bakterien und Keime ausgeschwemmt werden. Durch die Einnahme von Brennnesselblättern verspürst du einen stärkeren Harndrang und spülst somit die ableitenden Harnwege (Harnleiter, Blase und Harnröhre) durch. Das führt zu einer geringeren Verweildauer der Bakterien im Körper.
Bei Prostatabeschwerden hat sich hingegen die Wurzel der Brennnessel als äußerst wirkungsvoll herausgestellt. Männer, die mit einer beginnenden gutartigen Prostatavergrößerung zu kämpfen haben, berichten häufig von Problemen beim Wasserlassen. Auszüge aus den Brennnesselwurzeln können das Harnlassen erleichtern, was vermutlich an den Phytohormonen liegt, die in der Wurzel enthalten sind.
Einsatz bei Arthrose und Arthritis
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass die Brennnessel aufgrund antientzündlicher und schmerzlindernder Eigenschaften in der Behandlung von Arthrose und Arthritis helfen könnten. Eine Studie, die von den Universitäten München und Frankfurt durchgeführt wurde, kam zu dem Schluss, dass ein täglicher Verzehr von 50 g gedämpften Brennnesseln die tägliche Arzneimitteldosis bei Rheuma-Patienten von 200 mg auf 50 mg reduziert. Obwohl die Patienten nur noch eine geringe Dosis Diclofenac (lindert Schmerzen, Entzündungen, Fieber) einnahmen, verbesserten sich rheumaspezifische Werte bei Verzehr von Brennnesselmus zusehends. Ob das Kraut Arzneimittel jedoch zukünftig ersetzen könnte und sich bei entzündlichem Rheuma oder Arthrose einsetzen lässt, ist noch nicht abschließend geklärt.
Das vielfältige Heilkraut kommt zudem in der ganzheitlichen Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zum Einsatz. Im ganzheitlichen Therapiekonzept steht zunächst der Schutz der Darmschleimhaut und die Stuhlregulierung mittels Flohsamen im Vordergrund. Mit gerbstoffreichen Kräutern wie Zaubernuss oder Blutwurz soll es zudem zu einer Stuhlverfestigung und Senkung der Stuhlfrequenz kommen. Eine weitere wichtige Säule in der Behandlung ist die Entzündungshemmung mit Hilfe von antientzündlichen Kräuterpräparaten – genau hier kommt die Brennnessel zum Einsatz.
Merke: Obwohl die Brennnessel über erstaunliche Eigenschaften verfügt, haben pflanzliche Mittel immer nur eine begrenzte Wirkung. Es gibt Beschwerden, die sich mit pflanzlichen Mitteln alleine nicht ausreichend lindern lassen. In diesen Fällen wird der/die behandelnde Ärzt/in Präparate mit chemischen Wirkstoffen verordnen, um dich von deinen Schmerzen zu befreien.
Mögliche Neben- und Wechselwirkungen
Obwohl die Brennnessel generell sehr nebenwirkungsarm ist, gibt es dennoch eine Kontraindikation. Wenn du Wasseransammlungen im Körper aufweist, die durch eine eingeschränkte Herz- oder Nierenfunktion bedingt sind, darf Brennnessel nicht angewandt werden. Wenn du die Heilpflanze einnehmen möchtest, empfiehlt es sich immer, das vorher mit deinem Arzt/deiner Ärztin abzusprechen.
3 Gründe, warum wir die Brennnesselpflanze lieben (sollten)
Wir sind als Kinder über Wiesen und Felder gerannt und mussten unangenehme Bekanntschaft mit der Brennnessel machen: Nachdem unsere Haut mit den Stacheln der Pflanze in Berührung gekommen ist, hat sie furchtbar gejuckt und unschön ausgesehen. Durch solche Kindheitserfahrungen und weil die Brennnessel sich oft sehr stark ausbreitet, wird sie häufig als Unkraut wahrgenommen. Wir zeigen dir zum Schluss noch einmal, warum die Nährstoffbombe den Namen „Unkraut“ nicht verdient hat:
1) Brennnessel-Jauche
Mit der Brennnessel gelingt biologisches Gärtnern kinderleicht. Wer eine Brennnessel-Jauche im eigenen Garten ansetzt, kann damit wunderbar Gurken, Tomaten und andere Starkzehrer düngen. Die Jauche liefert den Gemüsepflanzen jede Menge Stickstoff, Kalium und Mineralien und ist dabei komplett natürlich. Der einzige Wermutstropfen: Die Brennnessel-Jauche riecht etwas gewöhnungsbedürftig – doch dafür halten auch die Blattläuse schön Abstand zu deinem Gemüse.
2) Prachtvolles Haar
Aus der Brennnesselwurzel lassen sich Haar-Tinkturen herstellen. Die Wurzel fördert den Haarwuchs und regt die Durchblutung der Kopfhaut an. Zudem wirkt die Brennnessel entgiftend und beruhigt juckende Kopfhaut. In der Kosmetikindustrie wird Brennnesselextrakt gerne in Anti-Schuppen- oder Anti-Fett-Shampoos verwendet.
3) Brennnesselsamen – Das Superfood schlechthin
Vielleicht hast du es im Spätsommer oder Herbst schon einmal gesehen: An den Brennnesselpflanzen wachsen plötzlich unzählige kleine, runde Nüsschen. Diese Samenstände lassen sich wunderbar ernten und rösten. Du kannst sie auch in den Smoothie geben oder als Salat-Topping benutzen. Die kleinen Samen gelten als das heimische Superfood schlechthin, da sie über einen hohen Anteil an Carotinoiden und essentiellen Fettsäuren aufweisen.